forum Sicherstellung der Nahrungsmittelproduktion in Kriegszeiten

Einführung in das Thema

Sicherstellung der Nahrungsmittelproduktion in Kriegszeiten

 

Kurzzusammenfassung

Seit vielen Jahren sind Konflikte der Grund für Hunger, da die Menschen sich nicht mehr selbst versorgen können und von der Nahrungsmittelproduktion abgeschnitten sind. Mit Beginn des Jahres 2023 hat sich die globale Versorgung mit Lebensmitteln noch einmal verschlechtert. Durch den Krieg in der Ukraine ist nun nicht mehr nur die Verteilung der Nahrungsmittel, sondern auch deren Herstellung in Gefahr, da Russland und die Ukraine große Anteile am weltweiten Lebensmittelmarkt haben. Insbesondere Staaten, die auf Importe von Grundnahrungsmitteln aus Konfliktländern angewiesen sind, stehen vor Versorgungsproblemen. Auch wenn der Krieg in der Ukraine viele Probleme hervorhebt, so muss eine allgemeine Antwort auf eine vielschichtige Krise gefunden werden.
Zum einen ist im Kriegsfall die direkte Behinderung der Nahrungsmittelproduktion durch Kampfhandlungen problematisch. Hinzu kommen Blockaden, die den Transport verhindern. Nur hoher diplomatischer Aufwand konnte bisher Ergebnisse liefern, womöglich könnte der Wirtschafts-und Sozialrat zukünftig Hilfestellung leisten. Von zentraler Bedeutung ist auch, dass sich das Gremium mit den globalen Wirtschaftsstrukturen auseinandersetzt, die den Handel mit Lebensmitteln bestimmen. Auch das World Food Programme bedarf besonderer Aufmerksamkeit, da es von der Lebensmittelknappheit in seiner Arbeit massiv eingeschränkt wird. Ein zentraler Punkt der Diskussion ist auch, inwiefern man landwirtschaftliche Versorgungssysteme krisenfester machen kann, um zukünftigen Engpässen vorzubeugen. Verschiedene Akteure der Vereinten Nationen und andere internationale Bündnisse befassen sich bereits intensiv mit den Auswirkungen von Krieg auf die globale Versorgung. Der Wirtschafts- und Sozialrat soll nun verschiedene Ansätze zusammentragen und einen Maßnahmenkatalog erarbeiten.

 

Punkte zur Diskussion

- Wie kann der Schutz der Nahrungsmittelproduktion und der sichere Export von Gütern im Kriegsfall gewährleistet werden?

- Wie kann der globale Markt für Nahrungsmittel beeinflusst werden, um zu hohe Preise zu verhindern?

- Wie können humanitäre Einsätze wie die des World Food Programme vor Lebensmittelknappheit geschützt werden?

- Wie können Ausfälle in der Nahrungsmittelproduktion kurzfristig ausgeglichen werden und akut betroffene Menschen unterstützt werden?

- Welche Maßnahmen kann die Staatengemeinschaft ergreifen, um regionale Nahrungsmittelversorgung zu stärken, lokale Produktion zu fördern und somit die globale Nahrungsmittelproduktion nachhaltig krisenfester zu machen?

 

Einleitung

Über 1,6 Milliarden Menschen sind weltweit bereits durch die vielschichtige Krise der letzten Jahre aus Pandemie, Klimawandel und Konflikten akut gefährdet. Nach der russischen Invasion in der Ukraine steht nun auch die Gewährleistung der globalen Ernährungssicherheit vor einer großen Herausforderung. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, rechnete schon im Sommer mit einer “beispiellosen Welle aus Hunger und Elend”. In vielen Teilen der Welt müssen sich Menschen auf noch knappere Lebensmittel einstellen, die Zahl der Hungerleidenden steigt rapide. Der Krieg in der Ukraine führt damit einmal mehr vor Augen, dass die weltweite Ernährungssicherheit gerade in Kriegszeiten sehr fragil ist und deshalb große Aufmerksamkeit verdient.

 

Hintergrund und Grundsätzliches

Wie die allermeisten wirtschaftlichen Prozesse ist auch die Versorgung mit Lebensmitteln inzwischen von globalen Produktions- und Lieferketten abhängig. Aufgrund des Anstiegs der Weltbevölkerung, der veränderten klimatischen Bedingungen und der verschiedenen kulturell bedingten Präferenzen beim Lebensmittelkonsum sind viele Staaten darauf angewiesen,bestimmte Nahrungsmittel aus anderen Ländern einzukaufen. Erschütterungen auf dem weltweiten Nahrungsmittelmarkt durch Konflikte können also weitreichende Konsequenzen haben und zu Unterversorgung und Hunger führen.

Dabei ist die weltweite Bereitstellung von Grundnahrungsmitteln von besonderer Bedeutung. Diese können zu günstigen Preisen einfach produziert und transportiert werden und auf ganz verschiedene Art und Weise verarbeitet werden können. Beispiele sind hier Weizen, Gerste, Mais oder Sonnenblumenöl.
Besonders stark betroffen sind bei Ausfällen dieser wichtigen Produkte all jene Länder, die große Teile ihrer Grundnahrungsmittel aus dem Ausland importiert haben. In Nordafrika bspw. wird Weizen in großen Mengen in Form von Brot, Couscous und anderen regionalen Gerichten verarbeitet. Anschaulich lässt sich dies an Ägypten zeigen: Im Schnitt werden pro Kopf etwa 200 kg Weizen pro Jahr konsumiert, diese Mengen können jedoch nicht im Inland produziert werden. Es müssen also große Mengen aus dem Ausland, z.B. aus der Ukraine eingekauft werden. Viele weitere Staaten sind in ähnlicher Weise von der Lebensmittelproduktion in anderen Ländern abhängig. Bricht die Versorgung mit Weizen oder anderen Lebensmitteln ein, stehen diese Länder vor großen Schwierigkeiten. Die Bevölkerung ist schlimmstenfalls Mangelernährung und Hunger ausgesetzt. Etwas anderes gilt nur für solche Länder, in denen die entsprechenden Produkte pro Kopf wenig konsumiert werden, wie z.B. Benin. Und auch Länder wie Deutschland oder Frankreich, die sich zu großen Teilen selbst mit Grundnahrungsmitteln versorgen können, bleiben eher verschont, wenn es aufgrund von Konflikten zu globalen Engpässen kommt.

Die globale Nahrungsmittelversorgung ist also ganz eindeutig auf eine reibungslose Produktion und stabile Lieferketten angewiesen, um insbesondere Grundnahrungsmittel an die richtigen Stellen auf der Welt zu verteilen. Die schlimmsten Auswirkungen, die ein bewaffneter Konflikt auf diesen Mechanismus haben, lassen sich seit 2015 im Jemen beobachten. Das Land ist spätestens seit dem Zusammenbruch der eigenen Wirtschaft auf Lieferungen aus dem Ausland angewiesen. Durch militärische Operationen werden jedoch alle Transportwege blockiert, das Land kann nicht mehr mit den nötigen Lebensmitteln versorgt werden. Das hat zur Folge, dass über 13,5 Millionen Menschen von schwerem Hunger bedroht sind, hunderttausende Kinder sind gefährlich unterernährt.
Ist ein Land auf den Import von Lebensmitteln für die eigene Nahrungsmittelproduktion und  -versorgung angewiesen, können Kriege also die bisher bestehenden Produktionswege unbrauchbar machen und existentielle Krisen verursachen.

 

Aktuelles

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 befinden sich nun zwei der größten Agrarproduzenten der Welt im Krieg. Noch 2019 stammten große Mengen der weltweit verbrauchten Grundnahrungsmittel aus diesen beiden Ländern, unter anderem über die Hälfte des weltweit produzierten Sonnenblumenöl. Noch bedeutsamer für die weltweite Ernährung ist jedoch, dass die Ukraine und Russland für rund 19% der Weltproduktion von Gerste, 13% des Weizens und 4.4% des Mais verantwortlich sind. Gerade die Ukraine ist ein großer Nettoproduzent, ein erheblicher Teil der ukrainischen Landwirtschaft ist also für den Verkauf gedacht. Damit gefährdet Krieg jetzt auch direkt die Grundlage der weltweiten Nahrungsmittelproduktion. Das ist besonders besorgniserregend, weil nun nicht mehr allein die Verteilung der verfügbaren Lebensmittel ein Problem darstellt, sondern die Verfügbarkeit von ausreichend Lebensmitteln an sich wegzubrechen droht. So geht die UN Global Crisis Response Group davon aus, dass sich die globale Situation im nächsten Jahr massiv verschlechtern könnte, wenn es nicht gelingt, die Abwärtsspirale bei der Nahrungsmittelversorgung zu stoppen.

Den andauernden und nun durch die Krise in der Ukraine nur noch einmal intensivierten Problemen bei der Nahrungsmittelversorgung tritt die Staatengemeinschaft auf unterschiedliche Art und Weise entgegen. Seit ihrer Gründung beschäftigen sich im Umfeld der Vereinten Nation verschiedene Foren mit dem Thema Hunger und Ernährungssicherung, so u.a. die Organisation für Nahrung und Landwirtschaft, es sind aber auch bspw. die Tätigkeitsbereiche der Welthandelsorganisation (World Trade Organisation, WTO) oder des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (United Nations Development Program, UNDP) betroffen. Und auch die Vereinten Nationen selber erkennen bei Fortschreiten der globalen Versorgungskrise einen massiven Handlungsbedarf.

Als prominentestes Instrument steht das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (World Food Program, WFP) steht seit vielen Jahren vor immensen Herausforderungen. Immer wieder muss die Organisation akute Hungerkrisen wie im Jemen abfedern und darf gleichzeitig andere Projekte nicht vernachlässigen, so z.B. nachhaltige Anbauprojekte oder Aufklärungsarbeit zu ausgewogener Ernährung. Doch alleine die Hilfe für die von der globalen Lebensmittelknappheit direkt betroffenen Menschen bindet 2022 alle Kapazitäten der Organisation.

Neben den akuten lokalen Auswirkungen, die Probleme bei der globalen Nahrungsmittelversorgung nach sich ziehen, sieht sich die Weltgemeinschaft auch gezwungen, das zugrunde liegende System vor dem Kollaps zu bewahren. Die Mission für die Resilienz im Nahrungsmittel- und Agrarsektor (Food and Agriculture Resilience Mission, FARM) wurde von den Mitgliedern der Europäischen Union, der G7-Runde und der Afrikanischen Union im März 2022 ins Leben gerufen, um die Auswirkungen des Konflikts in der Ukraine auf die weltweite Lebensmittelversorgung abzufedern und künftigen Krisen vorzubeugen. Die Initiative will den globalen Agrarmarkt entspannen und krisenresistenter machen sowie ein Solidaritätsbündnis zur Unterstützung der ukrainischen Landwirtschaft schaffen. Außerdem sollen die Länder, die von den Versorgungsengpässen besonders betroffen sind, beim nachhaltigen Ausbau ihrer landwirtschaftlichen Möglichkeiten unterstützen.

 

Probleme und Lösungsansätze

Spätestens seit der russischen Invasion in der Ukraine ist deutlich geworden, dass kriegerische Auseinandersetzungen für massive Erschütterungen bei der weltweiten Nahrungsmittelproduktion sorgen können. Anhand des Ukrainekonflikts lassen sich dabei zwar verschiedene Aspekte erläutern. Für das Thema muss aber ein allgemein gültiger Lösungsansatz gefunden werden, um die weltweiten Probleme nachhaltig zu lösen.

Die ganz grundlegende Problematik besteht in großflächigen Produktionsausfällen aufgrund der Kampfhandlungen. Im Falle der Ukraine konnten landwirtschaftlich genutzte Flächen im Kampfgebiet nicht bestellt werden. Oft mussten Landwirte und Beschäftigte fliehen. Außerdem mangelt es an Rohstoffen wie Saatgut, Düngemittel oder Benzin. Hinzu kommt die Unsicherheit, wie der Krieg verlaufen wird, was zu stockenden Investitionen führt. Auch wird ein Teil des bereits ausgesäten Getreides in der Ukraine nicht geerntet werden können. Den Kampfhandlungen fallen regelmäßig auch die landwirtschaftlichen Produktionsmittel zum Opfer, Maschinen werden zerstört oder gestohlen, es gibt sogar Berichte über verminte Felder. Unter Art. 48 des Ersten Zusatzprotokolls zur Genfer Konvention von 1977, das sich mit dem Schutz der Zivilbevölkerung in bewaffneten Konflikten befasst, werden all solche Handlungen verboten, die sich gegen Lebensmittel und die Flächen und Einrichtungen zur Nahrungsmittelproduktion richten.
Teilweise wird deshalb gefordert, besonders rücksichtsloses Vorgehen wie die gezielte Vernichtung von landwirtschaftlichen Betrieben oder Verminung von Acker- und Weideland als völkerrechtliche Straftaten zu bewerten. Im Zuge dieser Debatte wäre eine konkretisierende Stellungnahme des Wirtschafts- und Sozialrats im Hinblick auf die besondere Gefährdung der globalen Versorgungssicherheit durch bewaffnete Konflikte mit Sicherheit willkommen.

Keine Regelung gibt es bisher für ein weiteres Problem, dass sich unmittelbar aus bewaffneten Konflikten ergeben kann. Am Beispiel der Ukraine lässt sich zeigen, dass neben der eigentlichen Produktion von Nahrungsmitteln auch der Transport dieser Güter durch den Konflikt gefährdet sein kann. So stockte zu Beginn des Konflikts der Export von Waren über das von Russland und der Ukraine gleichermaßen als wichtige Handelsroute genutzte Schwarze Meer, da Russland die ukrainischen Häfen blockierte und wichtige Infrastruktur zerstört hatte. Erst aufwendige multilaterale Verhandlungen konnten einen sicheren Korridor erreichen.
Für den Jemen fehlt es bisher an einer solchen Vereinbarung, die Häfen bleiben blockiert und der Lieferverkehr kommt seit Jahren immer wieder zum Erliegen.
Zu überlegen ist deshalb, wie in Zukunft der schnelle und sichere Transport von Nahrungsmitteln schneller und unkomplizierter gewährleistet werden kann. Möglicherweise könnte hier eine unabhängige Verhandlungsstelle eingesetzt werden. Außerdem wurden für die Ukraine unter Mithilfe der Privatwirtschaft Solidaritätskorridore eingerichtet, die insbesondere die Zollabfertigung beschleunigen und Lagerung und Vertrieb in sicheren Nachbarländern ermöglichen sollen. Daraus könnten sich für zukünftige Krisen ein Standardinstrument ableiten lassen.

Ein Konflikt, der die Nahrungsmittelproduktion in derartiger Form behindert, hat auch deutlich spürbare Auswirkungen auf die globalen Märkte.

Der Krieg in der Ukraine verdeutlicht diesen Effekt in Bezug auf Agrarrohstoffe, also Getreide wie Weizen oder Mais sowie Ölsaaten und Pflanzenöl. Das fallende Angebot trifft auf eine seit Jahren stabile und in der Tendenz eher steigende Nachfrage nach Getreide. Dadurch erhöhen sich die Preise für diese Grundstoffe extrem. Kostete eine Tonne Weizen vor Kriegsbeginn noch etwa 265 Euro, so bewegte sich der Preis in den letzten Monaten zwischen 390 und 440 Euro.

Diese Preisspitzen treffen solche Länder besonders hart, die auf den Import von Agrarprodukten und Grundnahrungsmitteln zur Versorgung ihrer Bevölkerung angewiesen sind. Teilweise wird versucht, die landwirtschaftliche Produktion auf die ausgefallenen Güter umzustellen, also auf dafür nicht geeigneten Böden z.B. Weizen anzubauen. Die Ausfälle können so aber keinesfalls kompensiert werden und zusätzlich werden die zuvor angebauten Produkte wiederum verknappt. In jedem Fall treffen die gestiegenen Preise die Bevölkerung direkt.

Besondere Schwierigkeiten ergeben sich für das WFP. Bisher stammten bis zu 70% des für die Hilfsleistungen des WFP notwendigen Weizen aus der Ukraine. Das ohnehin unterfinanzierte WFP sieht sich nun einer kaum stemmbaren finanziellen Ausnahmesituation gegenüber. Bereits 2021 wurden von den tatsächlich benötigten 14,8 Mrd. US-Dollar Budget nur etwa 9,6 Mrd. US-Dollar bereitgestellt. Die gestiegenen Preise führen zu Knappheiten bei humanitären Einsätzen, schon jetzt muss die knappe Nahrung rationiert werden.

Der globale Markt für Agrarrohstoffe und Grundnahrungsmittel wird also direkt von Konflikten beeinflusst. Plötzliche Preisänderungen haben massive Auswirkungen auf die Nahrungsmittelproduktion weltweit. Um diese Effekte abzufedern, können unterschiedliche Maßnahmen ergriffen werden. Am naheliegendsten ist die finanzielle Unterstützung der am meisten betroffenen Länder. So stellt bspw. die Europäische Union rund 8 Mrd. Euro an Soforthilfe zur Verfügung. Und auch die globalen Handelsstrukturen können verändert werden. So könnte der Agrarmarkt transparenter werden, Preise und verfügbare Mengen offen einsehbar sein. Zusätzlich wird darauf hingearbeitet, den Handel mit Lebensmitteln von unnötigen Beschränkungen zu befreien. Die WTO hat in Zusammenarbeit mit der FARM-Initiative außerdem beschlossen, dass Lieferungen von Nahrungsmitteln an das WFP von allen Ausfuhrbeschränkungen auszunehmen, was ein Schritt in die richtige Richtung sein dürfte, das WFP aber nur teilweise entlastet.

Eine wichtige, wenn auch längerfristige Methode, mit der zukünftige Krisen entschärft werden könnte, wird in der Stärkung der Resilienz gesehen. Damit ist im Kontext der Nahrungsmittelversorgung vor allem die Förderung lokaler, diverser und nachhaltiger Produktion gemeint. Endziel ist ein nachhaltiges Lebensmittelsystem, dass von den Menschen vor Ort für die Menschen vor Ort betrieben wird. Von der aktuellen Versorgungs- und Produktionskrise besonders betroffene Länder sollen bei der Neuausrichtung ihrer Lieferketten unterstützt werden. Regional müssen nachhaltigen Produktionskapazitäten aufgebaut und eigene Herstellungskapazitäten für notwendige Materialien wie Dünger gefördert werden. Ein weiterer wichtiger Bestandteil wird in einer intensiveren Kommunikation zwischen allen wichtigen Akteuren gesehen. Zu überlegen ist also, wie man Politik, Landwirtschaft, Handel und Endverbraucher an einen Tisch bekommt, um lokale Entwicklungen und Herausforderungen gemeinsam zu bewerten. Zudem muss das nötige Wissen vermittelt werden, wie mit landwirtschaftlichen Produkten richtig umzugehen ist und wie sie lokal eingelagert werden können.
Ein solcher Ansatz wird in unterschiedlicher Ausprägung seit längerem in der internationalen Gemeinschaft diskutiert und durch das WFP und verschiedene Nichtregierungsorganisationen gefördert. Hier sollten die Delegierten des Wiso ein besonderes Augenmerk legen, da dies ein vielversprechender Lösungsansatz für kommende Krisen sein dürfte.

Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, kurz- und mittelfristig auf eine Erschütterung der globalen Nahrungsmittelproduktion und - versorgung zu reagieren. Einer Stellungnahme des Wirtschafts- und Sozialrats kommt bei diesem Thema eine entscheidende Bedeutung zu.

 

Tipps zur Recherche und zum Herausarbeiten der eigenen Position

Als Delegierte ist es Ihre Aufgabe, schon vor der Konferenz die Position ihres Landes zu den Themen im Wirtschafts- und Sozialrat zu präsentieren. Das klingt je nach Fragestellung im ersten Moment manchmal schwierig. Die folgenden Denkanstöße sollen Ihnen dabei helfen.

Ein erster Ansatz könnte zum Beispiel sein, sich mit der Nahrungsmittelversorgung im vertretenen Land zu befassen. Werden viele Produkte lokal hergestellt oder doch eher importiert? Wie abhängig ist man also von den globalen Prozessen?

Dann gilt es herauszufinden, ob und wie die jeweilige Regierung sich mit dem Thema auseinandersetzt. Sollten sie dabei nicht fündig werden (was bei Staaten ohne ausführliche Internetpräsenz durchaus vorkommen kann), so können sie nach verwandten Themen wie Entwicklungshilfe, Wirtschaftspolitik oder Verhältnis zu den Vereinten Nationen im Allgemeinen suchen, um ein Gespür für die grundsätzliche Position Ihres Landes zu bekommen, woraus sie dann etwas zum aktuellen Thema ableiten können.

Das Thema der globalen Nahrungsmittelproduktion wurde durch den Krieg in der Ukraine in den Fokus gerückt, weshalb sich ganz unterschiedliche Akteure mit dem Thema befassen. Ist ihr Land Mitglied einer internationalen Organisation wie der Afrikanischen Union oder eines Formats wie den G20? Wie wird das Thema dort betrachtet?

Niemand erwartet von Ihnen eine perfekt ausdifferenzierte offizielle Position Ihres Landes. Allerdings gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich eine authentische Stellungnahme zusammen zu basteln. Selbstverständlich steht Ihnen der Vorsitz bei Fragen jederzeit zur Verfügung.

 

Quellenangaben und weiterführende Links

https://www.youtube.com/watch?v=vF421Zv4eSk 
Input-Video über Landwirtschaft im Krieg von UN-Humanitarian (englisch)

https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/509582/der-ukrainekrieg-und-die-globale-ernaehrungssicherheit/ 
Hintergrundbericht über die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf den weltweiten Agrarmarkt (deutsch)

https://www.destatis.de/DE/Themen/Laender-Regionen/Internationales/Thema/landwirtschaft-fischerei/Ukraine-Landwirtschaft.html 
Ausführliche Statistiken zu Thema (Stand 2021, deutsch)

https://www.consilium.europa.eu/de/food-for-the-world-eu-countries-mitigate-impact-russia-war/ 
Grafisch aufbereitete ausführliche Übersicht über die Probleme und Maßnahmen der Europäischen Union (englisch)

https://de.ambafrance.org/Die-Internationale-FARM-Initiative-Food-Agriculture-Resilience-Mission-fur-die 
Übersicht zur Farminitative auf der Seite der Französischen Botschaft in Berlin (deutsch)

https://www.wfp.org/resilience-building 
Übersicht des World Food Programm zu resilienten Nahrungssystemen mit weiterführenden Links (englisch)

https://www.tagesschau.de/ausland/europa/faq-getreideabkommen-ukraine-russland-101.html 
Informationen rund um das Schwarzmeer Abkommen für Getreide (deutsch)

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