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Einführung in das Thema

Situation in Somalia

Kurzzusammenfassung

Somalia, ein Land wie kein anderes: ursprünglich Hoffnungsträger der westlichen Welt für ein Paradebeispiel eines afrikanischen Landes mit einem demokratischen System, heutzutage abgestempelt als Failed State. Das Land hat ein undurchsichtiges Wahlsystem, welches geprägt ist durch Korruption und interne Machtkämpfe. Hinzu kommen Konflikte zwischen den mächtigsten Clans und Terrorgruppen, die um Macht- und Einflussbereiche kämpfen. Außerdem ist die humanitäre Lage in weiten Teilen des Landes katastrophal: Viele Bürger*innen von Somalia sind aktiv von Hunger betroffen, insbesondere viele Kinder. Es gestaltet sich äußerst schwierig, die schwer zu erreichenden Teile Somalias mit genügend humanitären Hilfsgütern zu versorgen.

Punkte zur Diskussion

  • Wie kann Frieden zwischen den verschiedenen Konfliktparteien in Somalia erreicht werden? Welche Maßnahmen sollte der UN-Sicherheitsrat diesbezüglich treffen, insbesondere mit Blick auf seine Kompetenzen aus Kapitel VI und VII der UN-Charta?
  • Wie kann langfristig eine stabile Situation in Somalia vor allem im Hinblick auf den Norden und den Süden des Landes gewährleistet werden, auch unter Berücksichtigung der aktuellen Föderalisierung und den daraus entstehenden Konflikten?
  • Was können internationale Hilfsmissionen in Somalia leisten? Kann die AMISON-Nachfolgermission ATMIS, die der UN-Sicherheitsrat zur militärischen, polizeilichen und zivilen Unterstützung des Landes mandatiert hat, die notwendigen Aufgaben übernehmen? Oder braucht es eine Angleichung des Mandats, müssen weitere Aufgaben zugefügt werden oder manche gestrichen werden?
  • Wie kann erreicht werden, dass weniger Waffen in Somalia vorhanden sind? Welche Rolle könnten auch hier die UN spielen, beispielsweise über Entwaffnung, Demobilisierung und Reintegrationsmaßnahmen (Disarmament, Demoblization and Reintegration, DDR)?
  • Welche Maßnahmen sollten getroffen werden, um im Friedensprozess mit den Terrorgruppen umzugehen? Welche Rolle kommt hier auch der Extremismusprävention zu?  Und wie kann auch auf lange Sicht damit umgegangen werden, dass insbesondere Al-Shabaab inzwischen viele staatliche Leistungen wie Rentenzahlungen übernimmt (z.B. mehr Entwicklungshilfezahlungen, mehr humanitäre Hilfe)?
  • Das indirekte, intransparente, nicht universelle und von Korruption geprägte Wahlsystem und die problematische Sicherheitslage in Somalia erschweren den Bürger*innen die Teilhabe am demokratischen System. Welche Reformen sollten angestrebt werden und wie sollte die Rolle der Vereinten Nationen in diesem System aussehen? Sind Wahlen möglich, solange nicht sichergestellt werden kann, dass die Mehrheit der Bürger*innen überhaupt teilhaben kann?
  • Wie kann humanitäre Hilfe vor allem in Gebieten, die die Zentralregierung nicht kontrolliert, sichergestellt werden?

Einleitung

Nach dem Sturz der letzten internationalen Regierung im Jahr 1991 ist Somalia von Katastrophen zerrüttet: Bürgerkrieg, Piraterie, islamistischer Terror und Hungersnöte.  Die Kampfhandlungen und die Hungersnot im Süden von Somalia der 1990er-Jahren führten dazu, dass die Versorgungslage sich massiv verschlechterte, öffentliche Einrichtungen kaum noch vorhanden sind und die Wirtschaft am Rand des Zusammenbruches steht. Die Folge: Somalia gilt als typisches Beispiel eines gescheiterten Staates (Failed State) und dies trotz der Anstrengungen von zahlreichen internationalen Hilfsorganisationen. Insbesondere der schwer von Hunger betroffene Süden von Somalia ist schwer zugänglich für Hilfsorganisationen und deswegen fließen große Teile der Entwicklungshilfe nur in den Norden. Auch aufgrund von Armut und Perspektivlosigkeit konnten sich islamistische Gruppierungen im gesamten Land stark verbreiten. Zudem überlappen sich verschiedene Konflikte zwischen Gesellschaftsgruppen, die immer stärker eskalieren: zwischen Gruppen, die mehr Autonomie möchten und der Zentralregierung, zwischen von der Klimakrise betroffenen Gruppen, deren Nahrungsmittel immer knapper werden, und zwischen unter anderem Clangruppierungen um politische und wirtschaftliche Macht. Zudem mischen sich die Nachbarländer Somalias, insbesondere Kenia, Äthiopien und Eritrea, immer wieder in den Konflikt ein. Es liegt also eine komplexe und sich immer weiter verschlimmernde Konfliktlage und eine Bedrohung der Bevölkerung durch Hunger und Armut vor, der sich der Sicherheitsrat umgehend widmen muss.

Hintergrund und Grundsätzliches

Die Entwicklung Somalias ist geprägt durch die britische und italienische Kolonialbesetzung, die alles andere als gewaltlos verlief und mit großen Verlusten seitens der somalischen Bevölkerung einherging. Aufgrund des zweiten Weltkrieges und der damit einhergehenden Eroberung und Verwaltung und  von Italienisch-Somaliland durch Großbritannien 1940–1941 und der anschließenden Treuhandverwaltung durch Italien (1950–1960) wurde der Einfluss von den ehemaligen Kolonialmächten schwächer, bis es zur Unabhängigkeit von Italienisch-Somaliland und Britisch-Somalialand kam und zur Bildung von Groß-Somalia. Nachdem sich Somalia von 1960 bis 1969 demokratisierte, kam es gegen Ende der 1960er Jahre zu einer starken Parteienzersplitterung und zum Mord an dem damaligen Regierungspräsidenten.

Daraufhin übernahm Siad Barre die Macht, der sich im Kalten Krieg erst an die Sowjetunion, später an die USA annäherte. Zwischen verschiedenen Clans kam es in den folgenden Jahren zu Konflikten, die 1991 zum Sturz der Regierung führten.  Zusätzlich zu dem beginnenden somalischen Bürgerkrieg und den damit einhergehenden Plünderungen kam es zu einer Dürre in den Jahren 1991–1992, die die Versorgungslage im ganzen Land drastisch verschlimmerte. Dem Staatszerfall und der Hungersnot, welche hauptsächlich von den rivalisierenden Clans und von der Dürre bedingt wurde, versuchte man entgegenzuwirken durch ausländische Interventionen. Die Vereinten Nationen versuchten ab 1992, die Versorgungslage durch die Lieferung von Nahrungsmitteln zu verbessern. Zudem wurde im Dezember 1992 die UNSOM/UNITAF Mission (US-Truppen, die als UN-Mission entsandt wurden) entsandt, die in der komplexen Sicherheitslage die humanitären Lieferungen schützen sollte. 1993 kam es zu einem einschneidenden Ereignis für internationale Hilfe in Somalia: In der sog. “Schlacht von Mogadischu” wurde ein Helikopter der US-Truppen abgeschossen, die sich immer stärker im Häuserkampf und damit im Konflikt eingemischt hatten. Die USA zogen sich daraufhin auch aufgrund des Umgangs mit den getöteten Soldat*innen aus Somalia und auch aus der UN-Mission zurück; seitdem haben die UN zusätzlich mit dem Problem zu kämpfen, dass sie als Konfliktpartei, nicht mehr neutral, wahrgenommen werden, worauf ihr Engagement eigentlich beruht. Seit dem Ende der Regierung von Barre und den UN-Missionen gab es bis zum Jahr 2012 keine international anerkannte somalische Regierung mehr.

Aktuelles

Mit der Einführung einer neuen Verfassung im August 2012 wurde Somalia zu einer Bundesrepublik umgewandelt mit Präsidentschaftswahlen (wenn auch nicht mit universellem Wahlrecht) und mit einer Zentralregierung, die von der internationalen Gemeinschaft anerkannt wird. Einhergehend mit der neuen Verfassung findet ein Dezentralisierungsprozess statt, welcher das Ziel hat, die verschieden Clan- und Separatistengruppen miteinander zu versöhnen und erneute gewaltsame Auseinandersetzungen zu verhindern. So wurden u.a. das Jubaland und Zentralsomalia von der Bundesregierung anerkannt. Nicht zuletzt mit der Unterstützung der im April diesen Jahres ausgelaufenen Mission der Afrikanischen Union in Somalia (African Union Mission In Somalia; AMISOM-Mission) sind hinsichtlich der Kommunikation und Versöhnung zwischen den islamistischen Clans und Warlords Erfolge gelungen. Zudem soll die ausgelaufene AMISOM-Mission von der Übergangsmission der Afrikanischen Union in Somalia (African Union Transition Mission in Somalia; ATMIS- Mission) abgelöst werden, die es sich ebenfalls zum Ziel gesetzt hat, al-Schabaab  und andere terroristische Terrorgruppen zu bekämpfen.

Al-Shabaab und mehr oder weniger radikale Widerstandsgruppen wie die Allianz für die Wiederberufung Somalias (ARS) bildeten sich im Kontext des Eingreifens Äthiopiens in den Konflikt ab 2006. Die ARS versuchte durch Verhandlungen im Januar 2009 mit der Übergangsregierung, den Abzug von Äthiopiens Truppen zu erreichen. Die al-Schabaab hingegen bekämpfte die Übergangsregierung weiter und es gelang ihnen bis 2010, große Teile vom Süden und Zentral-Somalia unter Kontrolle zu bringen. Inzwischen hat Al-Shabaab in diesen Gebieten staatliche Funktionen übernommen, indem sie für ein gewisses Maß an Sicherheit sorgen und Witwen und Rentner*innen Gelder zahlen. Zudem zahlt Al-Shabaab jungen Erwachsenen bei einem kaum vorhandenen Arbeitsmarkt auch verhältnismäßig viel Geld. Vor allem im Süden gibt es Gebiete, in denen die Miliz al-Shabaab eine extreme Form der Scharia in Kombination mit einer absolut theokratischen Herrschaft ausübt.

Zwar konnte die Übergangsregierung militärische Erfolge gegen die Miliz verzeichnen, auch dank den oben genannten internationalen Missionen. Allerdings führt die Miliz zunehmend eine Terrorkampagne gegen die Regierung durch. Der Anschlag in Mogadischu, der Hauptstadt des Landes, am 30.10.2022, der die Straßen um das Bildungsministeriums traf und bei dem über 100 Menschen ums Leben kamen, ist nur das jüngste Beispiel für diese blutige Eskalationsspirale.

Zudem gibt es auch mehrere EU-Missionen (EUTM Somalia oder EU NAVFOR Somalia), die die Regierung unterstützen oder den Schutz humanitärer Hilfslieferungen des Welternährungsprogramms (WFP) der Vereinten Nationen garantieren sollen. Die humanitäre Lage hat sich noch einmal verschlechtert durch die Dürrekatastrophe ab 2015. Laut Berechnungen des Hochkommisars der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR) sind 7 Millionen Menschen akut mit dem Hungertod bedroht und es gibt mehr als 600.000 Binnenflüchtlinge.

Probleme und Lösungsansätze

Der UN-Sicherheitsrat muss sich einem komplexen Problemkatalog widmen: Wie können die Konfliktlage und die Hungerkatastrophen bekämpft werden, sodass sowohl die Sicherheit als auch ein größeres Wohlergehen der Bevölkerung garantiert ist? Und wie kann verhindert werden, dass die Situation in Somalia Frieden und Sicherheit in der Region gefährdet?

Eines der größten Probleme in Somalia sind die teils kriminellen Clanstrukturen. Dabei ist das Problem, dass Clans nicht nur die judikativ, richtende Funktion übernehmen und somit ein gewisses, aber dennoch teils wilkürliches, Maß an (Rechts-) Schutz garantieren. Vielmehr bekämpfen sich auch die einzelnen Clans, um jeweils innerstaatlich die stärkste Position innezuhaben. Bisherige UN-Missionen (z. B. die UNSOM-Mission 2013) setzen auf strategische und politische Beratung zur Friedenskonsolidierung und Staatsaufbau, um die aktuelle somalische Regierung in ihrem Umgang mit den jeweils rivalisierenden Clans zu unterstützen. Das soll auch die Regierung selbst stabilisieren. Beim Staatsaufbau wird die Entwicklung des föderalen Systems vorangetrieben. Des Weiteren soll die Rechtsstaatlichkeit und Grundrechte (z.B. Informations- und Medienfreiheit) im Rahmen des Global Focal Point der Vereinten Nationen (GFP) umgesetzt und verbessert werden.

Auch entwickelte sich ein Machtkampf zwischen dem ehemaligen Staatschef Mohamed Abdullahi Farmajo und Mohamed Hussein Roble, welche sich gegenseitig Amtsmissbrauch vorwarfen. Zwar konnte dieser Streit gelockert werden, indem die Wahlen, die lange von Farmajo aufgeschoben worden waren, im Mai 2022 nachgeholt wurden. Allerdings bleibt das Problem des äußerst komplizierten Wahlsystems weiterhin bestehen, da die Wahlen zudem auch nicht überall innerhalb Somalias abgehalten werden. Hier würde es sich anbieten, zentrale Wahlanlaufstellen in ländlichen Regionen zu schaffen, damit auch die ländliche Bevölkerung Zugang zu dem Wahlsystem hat.   Die UN leisten zusätzlich seit 2014 Wahlhilfe für die Bundesrepublik durch integrierte Wahlunterstützungsgruppen (IESG), die bei der Entwicklung institutioneller, administrativer und personeller Kapazitäten, der Verbesserung der Abläufe und der Schaffung nachhaltiger organisatorischer Rahmenbedingungen helfen und universelle Wahlen erleichtern soll.

Hauptprofiteure der oben genannten Regierungskrise waren Terrororganisationen wie al-Shabaab, welche es sich zum Ziel gesetzt haben, einen islamischen Staat in Somalia zu errichten. Zur Bekämpfung von eben jenen Terrororganisation wurde unter anderem die  Militärmission der Afrikanischen Union in Somalia (AMISOM-Mission) am 21. Februar 2007 ins Leben gerufen, welche offensiv Operationen gegen Al-Shabaab und andere bewaffnete Oppositionsgruppen, auch gemeinsam mit den somalischen Sicherheitskräften durchführt. Außerdem steht die Anleitung und Unterstützung der somalischen Sicherheitskräfte, sowohl des Militärs als auch der Polizei, im Mittelpunkt.

Trotz alledem gibt es Kritik. Viele Menschen in Somalia glauben nicht daran, dass die AMISOM-Truppen den Frieden herstellen können. Zudem arten die Kosten aus: laut Analysen der International Crisis Group, einer Nichtregierungsorganisation, hat die EU, die Hauptgeldgeber ist, seit 2007 fast 2,3 Milliarden Euro zur Unterhaltung der AMISOM-Mission an die Afrikanische Union überwiesen. Deswegen wurde die AMISOM-MISSION zur ATMIS-Mission umgewandelt, welche zunächst ebenfalls noch aus Truppen aus der Afrikanischen Union besteht. Diese Truppenstärke soll schrittweise reduziert werden, bis das Ende der Friedensmission erreicht ist und die somalischen Sicherheitskräfte die Sicherheitsverantwortung vollständig übernommen haben. Danach soll nur noch der Fokus auf der institutionellen Autonomie von Somalia liegen, die bis zum 31. Dezember 2024 hergestellt werden soll. Der Zeitplan für den Abzug der ATMIS-Truppen musste bereits nach hinten verschoben werden, da noch nicht genügend somalische Sicherheitskräfte vorhanden sind. Der Sicherheitsrat sollte daher diskutieren, ob der Truppenabzug und damit auch das Enddatum der Mission nach hinten verschoben werden müssen.

Ein weiteres nicht zu unterschätzendes Problem sind die Hungerkrisen, die in Somalia in erschreckender Regelmäßigkeit auftreten. Meistens werden diese verursacht durch Dürren, die noch verstärkt werden durch den Klimawandel oder durch Überflutungen. Verschlimmert hat sich die Situation durch den Ukrainekrieg, da die wichtigen Getreideimporte wegfallen und der Weizenpreis generell explodiert. Die IGAD-Organisation (Intergovernmental Authority on Development)  zielt darauf ab, die Widerstandsfähigkeit der Lebensgrundlagen gegen Dürren in Somalia zu verbessern, indem man vorrangige Interventionsbereiche mit strukturierten Investitionen und Interventionen zum Aufbau widerstandsfähiger Gemeinschaften, Infrastrukturen und Systeme sowohl auf subnationaler als auch auf nationaler Ebene fördert. Zudem gibt es das Welternährungsprogramm der UN (World Food Programme; WFP), welches zuletzt 3 Millionen Tonnen  an Nahrungsmitteln und Hilfsgütern an das Horn von Afrika liefert, um die Hungersnot in Somalia zu bekämpfen. Da es vorkommt, dass die Handelsschiffe bei der Überfahrt angegriffen werden, werden die Schiffe unter anderem von der  European Union Naval Force – Somalia (EUNAVFOR ATALANTA)  überwacht. Trotz all diesen humanitären Hilfeleistungen gibt es aktuell mehr als 7,7 Millionen Menschen in Somalia, die humanitäre Hilfe brauchen, darunter 5,1 Millionen Kinder.

Hinweise zur Recherche

Es empfiehlt sich, wenn man sich zunächst einen allgemeinen Überblick über die Geschichte Somalias verschafft, damit man zum Teil auch versteht, weswegen manche UN-, EU-Missionen überhaupt stattfinden oder wie es zur Bildung von Terrorgruppen kam. Dazu empfiehlt sich unter anderem die Bundeszentrale für politische Bildung, diverse Zeitungsartikel oder aber auch, als grobe Grundlage, Wikipedia. Einen Überblick über fast alle laufenden und verlängerten UN-Missionen in Somalia erhält man beim Deutschen Übersetzungsdienst der Vereinten Nationen (Tagesordnungspunkt Somalia). Lesen Sie sich unbedingt die bisherigen Resolutionen des Sicherheitsrats zur Thematik durch; Sie finden diese unter folgendem Link: https://www.un.org/depts/german/de/sr_22.html

Die Position Ihres Staates zur Thematik können Sie möglicherweise in den englischsprachigen Debattenprotokollen des UN-Sicherheitsrats nachlesen. Unter diesem Link  (https://www.securitycouncilreport.org/un_documents_type/security-council-meeting-records/?ctype=Somalia&cbtype=somalia) finden Sie alle Meeting Records (Debattenprotokolle); diese können Sie nach dem Namen Ihres Staates durchsuchen und ggf. dort direkt die Redebeiträge Ihres Staates und somit auch Ihre Position zu einem bestimmten Zeitpunkt gut nachvollziehen. Zum Übersetzen eignen sich Softwares wie deepl.com. 

Lexikon

Clans: Familienverbände

Disarmament, Demoblization and Reintegration, DDR: Während und nach Ende von bewaffneten Konflikten ist es nötig, die genutzten Waffen aus dem Umlauf zu nehmen und somit die Wahrscheinlichkeit zu verringern, dass diese Waffen in Zukunft weiter genutzt werden. Die Vereinten Nationen machen dies unter dem Titel “Disarmament, Demobilization and Reintegration” (Entwaffnung, Demobilisierung und Reintegration). Darunter fallen Maßnahmen zur Entwaffnung, also dem Einsammeln und Vernichten von Waffen, zur Demobilisierung, also zum Auflösen der militärischen Strukturen und zur Reintegration in die Gesellschaft, beispielsweise über berufsbildende Maßnahmen. In Somalia finden solche Maßnahmen bereits statt. Mehr zum Thema: https://peacekeeping.un.org/en/disarmament-demobilization-and-reintegration

Extremismusprävention: Extremismus und Terrorismus entstehen häufig in Kontexten, in denen Verzweiflung, Unzufriedenheit und Perspektivlosigkeit herrscht. Diese Faktoren wiederum können durch Armut, Arbeitslosigkeit, Hunger, mangelnde Bildung oder mangelnde Gesundheitssysteme verstärkt oder vermindert werden. Extremismusprävention setzt genau hier an: sie will Extremismus vorbeugen, indem in Bildungs- und Gesundheitssysteme investiert und Perspektiven geschaffen werden. Die Vereinten Nationen arbeiten zu dieser Thematik innerhalb des Büros für Terrorismusbekämpfung (Website: https://www.un.org/counterterrorism/preventing-violent-extremism).

Failed State:  Ein Staat, der seine grundlegenden Sicherheits- und Entwicklungsfunktionen nicht mehr wahrnehmen kann und der keine wirksame Kontrolle über sein Territorium und seine Grenzen hat.

Friedenskonsolidierung: Nach der BpB schließt die Friedenskonsolidierung alle Maßnahmen ein, die nach der Beendigung eines Konflikts bzw. Kriegs darauf gerichtet sind, eine nachhaltige friedliche Ordnung in der Post-Konfliktgesellschaft zu fördern. Dazu gehören die Reintegration früherer Rebellen, der (Wieder-)Aufbau rechtsstaatlicher Strukturen, die Achtung der Menschenrechte, die wirtschaftliche Entwicklung, die Zulassung und Förderung freier Medien sowie die Einrichtung einer Übergangsjustiz und die gesellschaftliche Aufarbeitung der Vergangenheit.

Jubaland: Ist der westlich des Flusses Jubba an der Grenze zu Kenia gelegene äußerste Südwesten Somalias. Im Verlauf des Somalischen Bürgerkriegs haben politische Anführer aus der Region das schwer umkämpfte Gebiet gleich mehrmals zum autonomen Staat Jubaland erklärt.

Kapitel VI und VII der UN-Charta: Diese Kapitel bestimmen, welche Maßnahmen der UN-Sicherheitsrat treffen darf. Darunter fallen in Kapitel VI friedliche Maßnahmen: Verhandlungen, Vermittlungen oder auch gerichtliche Entscheidungen. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, um einen Konflikt beizulegen (wie z.B. in Somalia), kann der UN-Sicherheitsrat weitere Maßnahmen treffen. Diese fallen dann unter Kapitel VII der UN-Charta. Für sie muss der Sicherheitsrat eine Gefährdung oder einen Bruch des Weltfriedens festlegen (was das ist, definiert er selbst). Dann darf er Folgendes verabschieden: unter Ausschluss von Waffengewalt die vollständige oder teilweise Unterbrechung der Wirtschaftsbeziehungen, des Eisenbahn-, See- und Luftverkehrs, der Post-, Telegraphen- und Funkverbindungen sowie sonstiger Verkehrsmöglichkeiten und den Abbruch der diplomatischen Beziehungen und als Zwangsmaßnahmen Demonstrationen, Blockaden und sonstige Einsätze der Luft-, See- oder Landstreitkräfte von Mitgliedern der Vereinten Nationen.

Mandat:  Unter einem Mandat, wird der Auftrag und die Ermächtigung gegenüber den Mitgliedstaaten für eine bestimmte Maßnahme oder Politik durch den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen verstanden

Missionen: Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat die Möglichkeit, in seinen Resolutionen sogenannte Friedensmissionen einzusetzen. Dies sind Entsendungen von Soldat*innen, Polizeikräften und Zivilist*innen, die der Sicherheitsrat aufgrund eines Bruches des Weltfriedens und einer Gefährdung der internationalen Sicherheit beschließen kann. Die Soldat*innen der UN tragen in ihren Einsätzen einen blauen Helm, weshalb sie häufig als Blauhelmsoldat*innen bezeichnet werden. Das Ziel von Friedensmissionen ist, Gewalt einzudämmen, eine weitere Eskalation zu verhindern und die Sicherheit von Menschen und Institutionen in Krisenregionen zu gewährleisten.

Separatistengruppen: Gruppierungen, die ein bestimmtes Gebiet vom Gebiet eines Staates abtrennen wollen.

Theokratische Herrschaft: In einem theokratischen Staat rechtfertigen die Machthaber ihre Herrschaft dadurch, dass sie sich auf einen göttlichen Willen berufen.

Zentralsomalia: Ein Bundesland von Somalia, welches zu sehr großen Teilen nicht unter Kontrolle der Zentralregierung ist, sondern von Terrormilizen beherrscht wird.

Quellenangaben und weiterführende Links

 

Allgemeiner Überblick Geschichte und Krisen:

https://www.bpb.de/themen/kriege-konflikte/dossier-kriege-konflikte/54689/somalia/ (Dominik Balthasar, Somalia, 30.11.2020, Deutsch)

 

https://www.securitycouncilreport.org/un_documents_type/security-council-meeting-records/?ctype=Somalia&cbtype=somalia (UN Documents for Somalia: Security Council Meeting Records, Englisch)

 

Vorgehen Terrorgruppen und Milizen:

https://www.sueddeutsche.de/politik/islamischer-staat-mit-der-taktik-von-parasiten-1.2196403 (Ronen Steinke, Mit der Taktik von Parasiten, 30. Oktober 2014, 18:50 Uhr, Deutsch)

 

https://www.dw.com/de/wer-sch%C3%BCtzt-somalia-vor-gewalt-und-terror/a-60296699 (Mohamed Odowa, Wer schützt Somalia vor Gewalt und Terror, 30.12.2021, Mogadischu, Deutsch)

 

Interner Machtkampf Regierung:

https://www.dw.com/de/machtkampf-zwischen-pr%C3%A4sident-und-regierungschef-in-somalia-spitzt-sich-zu/a-60264579 (sti/AR (afp, dpa, eps), Machtkampf zwischen Präsident und Regierungschef in Somalia spitzt sich zu, 27.12.2021, Deutsch)

 

Humanitäre Lage:

 

A life-or-death search for water in drought-parched Somalia – in pictures | Global development | The Guardian (A life-or-death search for water in drought-parched Somalia – in pictures; Wed 10 May 2017 14.47 BST, Englsich)

 

https://www.unicef.de/informieren/projekte/afrika-2244/somalia-19334/hunger-in-somalia/13076 (Somalia: Hungersnot verhindern – jetzt spenden, Deutsch)

 

https://de.wfp.org/news/wfp-reaches-record-numbers-food-and-nutrition-support-somalia-amid-ongoing-famine-risk#:~:text=Jeden%20Monat%20erhalten%20%C3%BCber%20vier,Somalia%20bisher%20abgewendet%20werden%20konnten (Pressemitteilung, WFP erreicht Rekordzahl von Menschen mit Ernährungshilfe in Somalia angesichts der anhaltenden Gefahr einer Hungersnot, 20. Oktober 2022, Deutsch)

 

https://www.diakonie-katastrophenhilfe.de/projekte/somalia-duerre/update/somalia-droht-die-groesste-hungersnot-seit-40-jahren (Somalia droht die größte Hungersnot seit 40 Jahren, 03.06.2022, Deutsch)

 

UN-Missionen:

https://amisom-au.org/amisom-mandate/ (UN Security Council Resolution 2372(2017) AMISOM, Englisch)

https://atmis-au.org/wp-content/uploads/2022/04/atmis-adopted-res-e.pdf (S/RES/2628 (2022), Englisch)

 

https://www.un.org/depts/german/de/sr-somalia.html (Deutsch)

NGO Kommentare:

https://www.securitycouncilreport.org/somalia/ (Englisch)

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