forum Rolle der Jugend bei der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens

Einführung in das Thema

Rolle der Jugend bei der Umsetzung des Pariser Klimaabkommens  

Einleitung

2,4 statt 1,5 Grad. Laut aktuellen Prognosen soll sich die Erde bis 2100 um etwa 2,4 Grad erwärmen, selbst wenn alle Staaten ihre bisherigen Klimaschutz-Ziele umsetzen. Denn anders als im Pariser Klimaabkommen vereinbart, ergreifen die wenigsten Staaten hinreichende Maßnahmen, um die Einhaltung des 1,5-Grad-Zieles, oder zumindest eines Zwei-Grad-Zieles zu begrenzen. 

Wie man an zahlreichen Jugendinitiativen in der ganzen Welt erkannt hat, ist vor allem die jüngere Generation häufig nicht zufrieden mit dem Umgang der Politik und der staatlichen Akteure in Bezug auf dieses brisante Thema, denn sie sind in Zukunft wahrscheinlich am längsten und stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen. Andererseits sind jugendliche Schüler*innen aufgrund des fehlenden Wissens auf wissenschaftlichem Niveau manchmal noch nicht in der Lage, die Komplexität eines solchen Themas gänzlich zu erfassen. Gleichzeitig fehlen ihnen oftmals die nötigen wissenschaftlichen Kenntnisse und insbesondere der Zugang zu Entscheidungssituationen und die entsprechenden Ressourcen, um tatsächlich produktive und gut strukturierte Lösungsvorschläge einzubringen.

Hintergrund und Grundsätzliches

Bereits in den 60er Jahren warnten erste Wissenschaftler*innen vor einer Auswirkung des Ausstoßes von CO2 auf das Klima. Im Jahre 1979 kam es zur ersten Weltklimakonferenz, welche das Problem erstmals anerkannte und als Reaktion den “Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen” (IPCC) initiierte, welcher dann 1988 formal geschaffen wurde. In den darauffolgenden Jahren wurde der Klimawandel mehr und mehr als Problem von der Staatengemeinschaft angesehen. Dies mündete dann im Rahmen der 21. Klimakonferenz 2015 in Paris in dem Pariser Klimaabkommen. Dieses sieht eine Begrenzung des Klimawandels auf 2,0 Grad vor. Außerdem soll die Klimaresistenz verbessert werden und Entwicklungsländer sollen in ihrem Bestreben finanziell unterstützt werden. 

Die Arbeit der Jugend gegen den Klimawandel wird auf der UN-Ebene durch verschiedene Organisationen und Konferenzen repräsentiert. Dazu gehören die 

UNFCCC Constituency of Youth Non-Governmental Organisations (YOUNGO) und die Conference of Youth (COY). Die Global Conference of Youth (GCOY) ist dabei die größte Jugendkonferenz zum Thema Klimawandel auf multilateraler UN-Ebene. Die GCOY ist gleichzeitig die offizielle Zusammenkunft der YOUNGO, die alljährlich ein paar Tage vor der COP (Conference of Parties) stattfindet. Die Zusammenkunft dient dem Aufbau von Kapazitäten und der Durchführung politischer Schulungen, um auf die Teilnahme an der COP vorzubereiten. Gleichzeitig werden die inhaltlichen Beiträge der YOUNGO gesammelt, die schließlich durch das Official Youth Policy Paper in die Verhandlungen der COP einfließen. 

Seit 2009 kommen Jugend-NGOs durch die UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change) mehr Rechte zu, beispielsweise der erleichterte Zugang zu offiziellen Informationen, Teilnahme an Meetings, Redezeiten für Vorträge und logistische Unterstützung auf UNFCCC-Konferenzen. 

Die UN erkennt die zentrale Rolle der Jugend im Kampf gegen den Klimawandel an und arbeitet durch die United Nations Joint Framework Initiative on Children, Youth and Climate Change (Joint Framework Initiative) mit Jugendorganisationen zusammen und ermöglicht die Einbindung der Jugend in politische Entscheidungsprozesse. 

Laut der Joint Framework Initiative hat die Jugend-Partizipation eine neue Moral, generationsübergreifende und auf Eigenkapital basierende Werte und konstruktive technische und politische Beiträge zu den Verhandlungen beigetragen. Laut UNFCCC ist die Teilnahme der Jugend von zentraler Bedeutung, um die Ambitionen und Ziele der Staaten zu erhöhen und die gesteckte Klimaziele zu erreichen. Dabei ist essentiell, sowohl formelle als auch informelle Informations-Kampagnen zu betreiben und nachhaltige Produktions- und Konsummuster zu etablieren. 

Auch der regionalen Rolle der Jugendorganisationen kommt beispielsweise durch Info- Veranstaltungen und Kampagnen eine große Bedeutung zu. Laut der UN ist dies besonders in ländlichen Gegenden und Entwicklungsländern wichtig. 

Die UN resümiert, dass die Zusammenarbeit zwischen Staaten, NGOs und der Jugend notwendig ist, um dem Klimawandel effektiv entgegenzuwirken.  

Aktuelles

Der Klimawandel ist unumstreitbar eines der größten Probleme, das die Politik momentan zu bewältigen hat. Im vergangenen Jahr unterstrichen die zunehmende Häufigkeit und Schwere globaler klimabedingter Katastrophen in Kombination mit der Warnung des IPCC, die von UN-Generalsekretär António Guterres als „Code Red for Humanity“ bezeichnet wurde, die Notwendigkeit ehrgeiziger und sofortiger Klimaschutzmaßnahmen. Doch auch 5 Jahren nach der Pariser Klimakonferenz ist die internationale Staatengemeinschaft immer noch nicht auf dem richtigen Kurs, um die Pariser Klimaziele zu erreichen. Viele staatliche Akteure halten sich nicht in ausreichendem Maße an die Abmachungen des Pariser Klimaabkommens. Es sieht daher momentan nicht so aus, als würden die Ziele tatsächlich eingehalten werden können. Obwohl gerade die Jugend von diesem Problem langfristig betroffen ist und sich immer wieder bei diesem Thema sehr engagiert zeigt, wird sie von der Politik häufig nicht besonders ernst genommen.  

Seit 2004 nehmen über 4.500 Kinder und Jugendliche an den jährlichen UNEP Tunza International Conferences teil, die über 100 Länder repräsentieren. Die Themen reichen vom Klimawandel bis hin zu grüner Wirtschaft und grünen Arbeitsplätzen.  Mehr als 10.000 Jugendliche haben bereits das von der FAO, der World Association of Girl Guides and Girl Scouts und der Youth and United Nations Global Alliance entwickelte Abzeichen der Climate Change Challenge absolviert.     

Zudem hat die UNFCCC als Reaktion auf die wachsende Zahl engagierter Jugendorganisationen im zwischenstaatlichen Klimawandelprozess im Jahr 2009 den Beobachterstatus auf zugelassene Jugend-NGOs ausgeweitet. Dieser ermöglicht ihnen, offizielle Informationen zu erhalten, an Treffen teilzunehmen, Sprechzeiten zu beantragen und logistische Unterstützung an UNFCCC-Konferenzen zu erhalten.     

Das im Oktober 2021 in Glasgow verabschiedete Global Youth Statement der GCOY (Global Conference of Youth) fordert außerdem im Namen der jungen Generation, in nationale und internationale Agenden und Verpflichtungen integriert zu werden. Sie fordern einen intersektionalen Ansatz zur Einbeziehung junger Menschen in die Umweltpolitik, wobei anerkannt wird, dass die Klimakrise einige Gemeinschaften und soziale Gruppen unverhältnismäßig betrifft, ebenso, dass die Klimakrise eine umfassendere gesellschaftspolitische Krise ist, die systemische und radikale Maßnahmen erfordert.     

Probleme und Lösungsansätze

Ein fundamentales Problem bei der Rolle der Jugend im Bezug auf die Klimakrise ist insbesondere, dass die jetzt notwendigen Entscheidungen überwiegend von Personen vorgenommen werden müssen, welche aufgrund ihres Alters die volle Auswirkung der Erderwärmung nicht miterleben werden oder aber die aufgrund ihrer Handlungen in der Vergangenheit mit für die aktuelle Situation mitverantwortlich sind. In vielen Industriestaaten kommt dazu, dass die ältere Bevölkerungsschicht generell eher kritisch zu staatlichen Handlungen stehen, welche zwar die Reduktion von Treibhausgasen verursachen, dabei jedoch häufig auch die individuelle Freiheit einschränken würde. Gerade diese Altersgruppe ist es dann auch, die ein Großteil des Wahlvolkes ausmacht und daher auch das Handeln politischer Entscheider maßgeblich beeinflusst. Dadurch werden die Bedenken der Jugendlichen in der Klimapolitik häufig nicht entsprechend ernst genommen oder müssen sich der Meinung politisch einflussvollerer Gruppen unterordnen. 

Hierbei ist auch zu beachten, dass viele Kinder und Jugendliche nicht über die Auswirkungen der Klimakrise gebildet werden. Dies kann entweder daran liegen, dass dies entweder vom Lehrplan oder vom Lehrpersonal nicht vorgesehen ist oder aber dass diese Bildung auch politisch nicht gewollt ist. Auch ist in manchen Regionen dieser Welt die Bildung ein grundsätzlich problembehaftetes Thema, wodurch auch ein Mangel an Bildung in Bezug auf die Klimakrise befördert wird. Daher ist eine kompetente Aufklärung der Jugendlichen zu dem Problem der Klimakrise elementar. Gleichzeitig kann so die Gefahr von falschen Informationen, die die Jugendlichen aufnehmen könnten, deutlich verringert werden. 

Für Aufklärung könnten beispielsweise Workshops oder Klima-Initiativen in Schulen eine geeignete Möglichkeiten sein. Zudem ist es auch wichtig, die Teile der jüngeren Generation für die Relevanz der Thematik zu sensibilisieren, die sich bisher nicht in weitreichendem Maße damit befasst haben. Hier könnte man versuchen, die Menge an Angeboten zur Beteiligung, wie zum Beispiel Jugendgruppen, zu erweitern oder auszubauen. Auch Initiativen, die ehrenamtlich die Informierung von Jugendlichen und im Folgeschritt möglicherweise den bilateralen Austausch fördern, wären hier eine Option.  

Es wurde bereits beschrieben, dass es einige Beteiligungsformate gibt, welche speziell auf Kinder und Jugendliche zugeschnitten sind. Diese haben jedoch überwiegend das Problem, dass sie nicht von allen Kindern und Jugendlichen genutzt werden können. Bei der Weltklimakonferenz in Glasgow beispielsweise gab es keine Zugänge für Personen, welche auf ein Rollstuhl angewiesen sind. Zudem haben Kinder und Jugendliche häufig nicht die finanziellen Möglichkeiten nach Glasgow oder anderen Orten zu reisen und haben Probleme bei der Beschaffung entsprechender Visa. Zudem ist zur Beteiligung die Beherrschung einer der UN-Sprachen notwendig. Indigene Bevölkerungen werden häufig systematisch ausgeschlossen, entweder aus einer der bereits erwähnten Gründe oder auch, da ihnen diese Arten der Beteiligung auch nicht bekannt sind. Daher wäre es elementar wichtig, dass solche Beteiligungsformate auch in einem regionalen Kontext etabliert werden. Hier müssen dann Jugendliche aller Hintergründe beteiligt werden. Außerdem könnten Staaten oder die UN die Teilnahme von Jugendlichen aus Benachteiligten Regionen oder Hintergründen auch einladen und ihre Teilnahme an internationalen Konferenzen finanziell und ideell Unterstützen.  

Zu betonen ist außerdem, dass die Meinung der Kinder und Jugendlichen in dieser Thematik nicht einheitlich ist. Einerseits gibt es natürlich immer auch regional unterschiedliche Bedenken. Personen, welche an der Küste wohnen werden andere Sorgen haben als Personen, welche in der Wüste oder in tropischen Zonen beheimatet sind. Zudem wird es auch Jugendliche geben, welche die Rolle der Wirtschaft der Umwelt überordnen möchten. Eine wichtige Frage ist daher auch, wie all diese Interessen unter einen Hut gebracht werden können. Außerdem müssten all diese Interessen ja auch bei der Besetzung entsprechender Beteiligungsformate vertreten sein. 

Punkte zur Diskussion 

Dass Jugendliche an den Prozessen rund um die Klimapolitik und daher auch bezüglich der Einhaltung des Pariser Abkommens beteiligt werden sollten, ist eigentlich unstrittig. Fraglich ist daher häufig nur das Format und wer genau hier beteiligt werden sollte. Außerdem muss auch zur Debatte stehen, wie man Jugendliche weltweit über die Folgen des menschgemachten Klimawandels aufklären kann und zur Beteiligung an solchen Formaten bewegen kann.

Vor allem folgende Punkte sollten in den Positions- und Arbeitspapieren behandelt werden. Selbstverständlich besteht darüber hinaus auch die Möglichkeit, weitere Problempunkte anzusprechen und Fragen zu behandeln.  

  • Welche Vorteile und Chancen ergeben sich durch die stärkere Beteiligung der Jugend an klimapolitischen Fragestellungen?     
  • Sollte es mehr politische Gremien für die Partizipation Jugendlicher in Bezug auf die Klimakrise geben? Was für Gremien kämen hier infrage?     
  • Welche konkreten Maßnahmen können zu einer stärkeren Beteiligung der Jugend an der Klima-Politik getroffen werden?     
  • Wie können Jugendorganisationen, die sich mit dem Klimawandel befassen, besser unterstützt werden? Was für andere Initiativen kämen infrage?  
  • Wie genau lässt sich die Rolle der Jugend für die einzelnen Maßnahmen des Pariser Klimaabkommens definieren?
  • Welche Impulse müssen in der Bildungspolitik gesetzt werden, damit eine Aufklärung über den Klimawandel erfolgt?     

Hinweise zur Recherche und weiterführende Links     

Für Ihre weitere Recherche ist es besonders wichtig, dass Sie sich mit den Positionen Ihres Staates vertraut machen. Achten Sie dabei darauf, dass Ihre Quellen verlässlich und seriös sind. Hilfreiche Seiten können Sie auch über die Internetseiten Ihres jeweiligen Staates finden, wie beispielsweise die des jeweiligen Umwelt-, Innen- und Außenministeriums. 

Bitte achten Sie bei der Recherche auf Ihr persönliches Wohlergehen, da einige Texte Beschreibungen von Gewalt und Konflikten beinhalten können.  

Ein Maßnahmenkatalog zur stärkeren Beteiligung der Jugend befindet sich auf Seite 2 dieses Dokuments: https://www.un.org/esa/socdev/documents/youth/fact-sheets/youth-climatechange.pdf.

Auch die Conference of Youth (COY) bietet eine gute Informationsgrundlage: https://unfccc.int/topics/education-and-youth/youngo/coy

Begriffslexikon 

Intersektional: gleichzeitig mehrere sich überschneidende Bereiche, Ausprägungen von Diskriminierung. 

Wichtige Dokumente         

United Nations Youth: Youth and Climate Change. URL: https://www.un.org/esa/socdev/documents/youth/fact-sheets/youth-climatechange.pdf.

UNICEF: The Paris Agreement for Young People. 2020. URL:  https://www.unicef.org/lac/media/19316/file/paris-agreement-for-young-people.pdf.   

UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change): Allgemeine und weiterführende Informationen zur COY (Conference of Youth). URL: https://unfccc.int/topics/education-and-youth/youngo/coy.      

Quellen und weiterführende Links    

Extrem-Wetter-Kongress 11: Ein Grad? Anderthalb? Zwei Grad? 2021. URL: https://www.klimafakten.de/sites/default/files/downloads/temperaturdatenumrechnung-referenzzeitrfinal210921.pdf

United Nations Youth: Youth and Climate Change. URL: https://www.un.org/esa/socdev/documents/youth/fact-sheets/youth-climatechange.pdf

UNICEF: The Paris Agreement for Young People. 2020. URL: https://www.unicef.org/lac/media/19316/file/paris-agreement-for-young-people.pdf.  

UNFCCC (United Nations Framework Convention on Climate Change): Allgemeine und weiterführende Informationen zur COY (Conference of Youth). URL: https://unfccc.int/topics/education-and-youth/youngo/coy

Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Umweltbundesamt: Zukunft? Jugend fragen! 2020. URL: https://www.bmuv.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/zukunft_jugend_fragen_studie_bf.pdf.     

COY 16, YOUNGO: Global Youth Statement. 2021. URL: https://unfccc.int/sites/default/files/resource/YOUNGO_COY16_Global%20Youth%20Statement_October%202021.pdf.     

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